Thema der Woche: die Dispozinsen

Bei den Kleinkrediten fanden in der vergangenen Woche mit einer Ausnahme keine Konditions- oder sonstige wesentliche Änderungen statt. Da in der eine Woche zuvor stattgefundenen Juni-Zinsrunde der EZB erwartungsgemäß keine neue Leitzinssenkung beschlossen worden ist, war das keine große Überraschung. Eine besondere Beachtung kam wieder einmal dem trotz seiner hohen Zinsen besonders oft beanspruchten Kleinkredit, dem Dispokredit, zuteil.

Kaum Bewegung bei den Ratenkrediten

Die Ausnahme bezog sich auf den Ratenkredit der Commerz Finanz, für den seit dem 13.6.13 neue, jetzt betragsunabhängige Konditionen gelten. Doch da die neuen Sätze für dieses Produkt abgesehen von den Laufzeiten von 24, 30 und 36 Monaten über den Preisen liegen, die zuvor für einen Kleinkredit über 5.000 Euro galten, war diese Meldung wenig erfreulich. Auch den neuen Effektivzinssatz der Commerzbank/BNP-Tochter von 5,99 % für Kredite mit einer Laufzeit von 12 und 24 Monaten können viele unserer Bestanbieter unterbieten. Das gilt nach wie vor insbesondere für den Online Kredit der Targobank, der als Jahreskredit bis zu 5.000 Euro zu bonitätsunabhängigen 3,45 % erhältlich ist.

Weitgehend überflüssiger Wirbel um die Dispokredite

Mit dem Dispokredit beschäftigte sich zum Wochenende unter anderem das Handelsblatt. Dort war zu lesen, dass alle drei Bankenverbände dem Vorschlag unserer Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner zugestimmt haben, die Zinssätze für Überziehungen des Girokontos zukünftig auf ihren Websites zu veröffentlichen. Wir wollen nicht in allgemeine Politikerschelte verfallen, aber manchmal fragen wir uns schon, wie weit sich die uns regierenden Herrschaften eigentlich von der Realität entfernt haben. Denn Frau Aigner sieht dieses Zugeständnis nicht nur als Erfolg des politischen Dauerdrucks, sondern auch als eine Hoffnung auf bald sinkende Zinsen.

Doch die von ihr durch die Vereinbarung erhoffte Transparenz, die durch mehr Wettbewerb zu sinkenden Zinsen führen soll, ist in weiten Teilen längst vorhanden. Das lässt sich zum einen durch einen Klick auf die Anbieterseiten feststellen. Doch wer den günstigsten Dispositionskredit sucht, ist mit einem Blick in einen Dispo-Vergleich besser beraten.

Große Zinsunterschiede trotz aller Transparenz

Unser Dispokredit Testsieger - Das DAB bank Girokonto
DAB bank mit günstigstem Dispozins

Allerdings haben diese von unzähligen Portalen angebotenen Vergleiche entgegen der Erwartung unserer Politiker bisher keineswegs zu einer Angleichung der Sätze auf niedrigem Niveau geführt. Die aus unserem Dispositionskredit-Vergleich ablesbaren Zinsunterschiede sind enorm. So stellt der Bestanbieter DAB bank für genehmigte Überziehungen auf dem inzwischen ohne Auflagen kostenlose Girokonto nur einen Sollzinssatz von 7,50 % in Rechnung. Der Teuerste von unseren Anbietern, die bei anderen Produkten so günstige Sparda-Bank Berlin, greift hingegen bei genehmigten Kontoüberziehungen mit 12,90 % kräftig zu.

Laut dem Chef des Sparkassenverbandes weisen bereits heute schon 2/3 aller unter diesem Dach vereinten Institute ihre Zinssätze im Internet aus. Auch der Privatbanken-Verband wurde im Handelsblatt mit der Aussage zitiert, dass die meisten Mitglieder auch ohne die jetzt getroffene Vereinbarung einen Vergleich der Zinssätze ermöglichen. Vom Genossenschaftsverband BVR kam der immer richtige, wenn auch nicht neue Rat, die Überziehung des Girokontos nur für kurzfristigen Finanzbedarf zu nutzen und ansonsten besser den Ratenkredit zu wählen.

Zumindest keine nachteiligen Folgen der Vereinbarung zu befürchten

Wir haben uns bemüht, der als so wirkungsvoll präsentierten Vereinbarung etwas Gutes abzugewinnen und sind fündig geworden: Diese Vereinbarung kann im Gegensatz zu der seit Juni 2010 (Inkraftsetzung der neuen Verbraucherkreditrichtlinie) ausgesprochenen Empfehlung des Gesetzgebers, den Dispozins an einen Referenzsatz zu binden, zumindest keinen Schaden anrichten. Denn die Bindung an den Referenzzinssatz zu Zeitpunkt historischer Niedrigzinsen war keine politische Glanzleistung. Seitdem können sich nicht nur auch die Anbieter, die deutlich mehr als die aktuell durchschnittlich zu zahlenden 10,50 % verlangen, als den Ansprüchen aus Berlin entsprechende Markteilnehmer hinstellen.

Die Dispozinsbindung an einen Referenzzinsatz kann teuer werden

Viel schlimmer ist, dass durch die empfohlene Bindung an einen Referenzzinssatz die Chancen auf deutlich sinkende Zinssätze fast gegen null gehen. Der Leitzinssatz liegt bekanntlich nur noch bei 0,50 %, der oft als Referenzzinssatz gewählte 3-Monats-EURIBOR sogar nur bei aktuell knapp unter 0,21 %. Da bleibt bei allen Instituten, die sich für die Bindung an einen Referenzzinssatz entschieden haben und freiwillig keinen Schritt tun, nicht nur wenig Hoffnung auf signifikant nachgebende Zinsen.

Es kann sogar noch viel schlimmer kommen: Sobald die Referenzzinssätze wieder steigen, können auch die Anbieter, die aktuell über Gebühr hinlangen, völlig gesetzeskonform die Zinsen anheben. Das kann so niemand gewollt haben.

Aktuell keine Verbesserung für die Verbraucher in Sicht

Irgendwann werden die Verbraucher es auch satthaben, immer wieder mit der ja möglichen Umschuldung in einen Ratenkredit über die teilweise horrenden Dispozinsen hinwegtröstet zu werden. Und wir sind sicher, viele unserer Leser erwarten zudem von ihrer Hausbank gute Konditionen bei allen Produkten und keine erzieherischen Maßnahmen in Form zu hoher Überziehungszinsen. Fürs Erste würde es vielen Kontoinhabern aber sicher schon reichen, wenn ihre Bank interaktiv handeln und sie von sich aus auf die bestehenden Möglichkeiten einer günstigeren Finanzierung festgefrorener Salden hinweisen würde.

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