Paukenschlag aus Frankfurt am Main: EZB senkt Leitzins auf 0,25 %

Eine Meldung sorgte am vergangenen Donnerstag für große Überraschung und ein Kursfeuerwerk an den Aktienbörsen: EZB-Chef Draghi verkündete die Absenkung des europäischen Leitzinssatzes auf nur noch 0,25 Prozentpunkte.

Diese Entscheidung kam für die Mehrheit der Ökonomen zumindest zum jetzigen Zeitpunkt unerwartet. Erst vor wenigen Tagen hatten in einer Bloomberg-Umfrage 67 von 70 befragten Experten die Meinung vertreten, dass die EZB den Leitzinssatz trotz der im Oktober in Europa stark zurückgegangenen Inflationsrate zumindest bis zum Dezember unverändert lassen wird. Denn erst im Dezember liegen die Inflationsprognosen für 2014 vor, aus denen sich ablesen lassen wird, ob die gegenwärtige Angst der Währungshüter vor einer Deflation berechtigt ist. Doch Draghi zeigte Handlungswillen und setzte sich im EZB-Rat mit der auch dort nicht unumstrittenen sofortigen Zinssenkung und der damit noch verschärften Politik des billigen Geldes durch. Ob das mit dem auf ein neues Rekordtief verbilligten Leitzinssatz angestrebte Ziel, die Wirtschaft insbesondere in Südeuropa anzukurbeln, erreicht wird, bleibt abzuwarten.

Die unmittelbaren Folgen für die deutschen Verbraucher

Andere Auswirkungen sind vorhersehbar: Deutsche Anleger, die ja nicht von der europäischen Inflationsrate von nur noch 0,7 %, sondern von der deutschen von zuletzt 1,2 % betroffen sind, dürften wegen des weiteren Verfalls ihres Barvermögens infolge sinkender Anlagezinsen aufstöhnen. Andere, wenn auch nicht alle Verbraucher, die in der nächsten Zeit einen Kleinkredit aufnehmen wollen oder den Dispokredit auf ihrem Girokonto in Anspruch schon genommen haben oder nehmen werden, haben Grund zur Freude: Manche Kreditzinsen werden sinken.

Sinken die Dispozinsen?

Klare Antwort: Einige mit Sicherheit, doch bei vielen Instituten ist das fraglich. Die Ursache für diese sicher unbefriedigende Auskunft liegt in der aus Verbrauchersicht und mangelhaft formulierten Empfehlung zur Koppelung des Dispozinssatzes an einen Referenzzinssatz. Denn zum einen ist Bestimmung eines Referenzzinssatzes nur dann verpflichtend, wenn ein Institut nach seinen AGB die Dispozinsen ohne Benachrichtigung des Kunden erhöhen kann. Zum anderen können sich die Anbieter, die der Empfehlung gefolgt sind, den Referenzzinssatz aussuchen. Nur wenige wie die Deutsche Bank, die norisbank und die ING-DiBa haben sich für den europäischen Leitzinssatz entschieden und müssen folglich in Kürze den Dispokredit um 0,25 %-Punkte verbilligen.

Andere Anbieter wie beispielsweise die Targobank, die 1822direkt, die Postbank und die Wüstenrot direct haben den EURIBOR als Referenzzinssatz gewählt. Doch der war in den vergangenen 12 Monaten so niedrig, dass schon die Leitzinssenkung aus Mai dieses Jahres keine Auswirkungen gezeigt hatte. Der Durchschnittswert für den 3-Monats-Euribor lag beispielsweise in den vergangenen 12 Monaten bei 0,18 %, der Höchstwert bei 0,23 %. Da ist nicht viel Luft nach unten. Noch aussichtsloser sind die Erwartungen auf durch die Leitzinssenkung indirekt ausgelöste Zinssenkungen bei allen Anbietern, die wie die Commerzbank den EONIA (Euro Overnight Index = Zinssatz für Tagesgelder im Interbankengeschäft) als Referenzzinssatz gewählt haben: Dieser Wert lag im gleichen Zeitraum bei durchschnittlich nur 0,08 %. Da gehen auch die Hoffnungen auf Zinssenkungen gegen null.

Doch dass viele Banken den Dispozinssatz infolge der Leitzinssenkung nicht zurücknehmen müssen, heißt nicht, dass sie es nicht trotzdem tun könnten. Es wäre ja nicht wirklich sinnvoll, das Girokonto mit einer attraktiven Prämie oder Aktion zu bewerben, wie das derzeit beispielsweise die 1822direkt, die netbank oder die Postbank tun, um dann im Zinsvergleich zurückzufallen. Bei der 1822direkt und der netbank ist der Handlungsbedarf mit aktuellen Dispozinssätzen von 7,74 % oder 8,00 % allerdings deutlich geringer als bei der Deutsche-Bank-Tochter, die für genehmigte Kontoüberziehungen 12,90 % verlangt.

Sinken die Zinsen für Kleinkredite?

Bei einem Ratenkredit gibt es grundsätzlich keine Koppelung des Zinssatzes an einen Referenzzinssatz. Folglich sind auch keine automatischen Zinssenkungen zu erwarten. Doch wer sich die Zinsentwicklung bei den Ratenkrediten und den Abstand zum jeweils aktuellen Leitzinssatz im Verlauf der vergangenen 5 Jahre anschaut, wird feststellen, dass im Durchschnitt auch die Zinsen der Ratenkredite der Leitzinsentwicklung folgen. So sind auch in diesem Bereich einige Zinssenkungsmeldungen wahrscheinlicher geworden.

Sicher weniger bei den Bestanbietern von Krediten mit bonitätsunabhängigen Konditionen wie beispielsweise der Bank11direkt, der netbank und der DKB. Aber vielleicht bei den Instituten mit den noch um die 8 % liegenden Zwei-Drittel-Zinssätzen. Da wären beispielsweise die CreditPlus Bank (7,99 %), die Targobank (8,19 %) und die TeamBank mit ihrem derzeit als Kleinkredit bis 5.000 Euro zu Sonderkonditionen erhältlichen easyCredit (regulär 8,50 %, jetzt 7,25 %) zu nennen.

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