Neue Erkenntnisse über die Nutzer des Dispokredites

Dass der Dispokredit trotz seines oft zu hohen Preises als Kleinkredit besonders beliebt ist, ist nicht neu. Doch überraschend sind die Ergebnisse einer Umfrage, wonach nicht die bedürftigen, sondern eher die gut situierten Verbraucher vermehrt auf diese bequeme Art der Liquiditätsschöpfung zurückgreifen.

Die neuen Erkenntnisse stammen von der comdirect, der Direktbanktochter der Commerzbank, deren Vorstand erst kürzlich die hohen Dispozinsen des Mutterkonzerns als Erziehungsmaßnahme deklariert hatte. Doch das dürfte auf die Umfrage, die von der Direktbanktochter unter 2.000 Verbrauchern vorgenommen worden ist, wohl kaum Einfluss genommen haben. Die Ergebnisse der Umfrage rücken einiges in ein anderes Licht. Sie dürften leider Wasser auf die Mühlen der Institute sein, die für den Dispositionskredit trotz des historisch niedrigen Leitzinssatzes noch immer viel zu hohe Zinsen in Rechnung stellen. Denn es sind überwiegend die Besserverdiener, die ihre Girokonten immer wieder mal überziehen, nicht die Geringverdiener, denen ein günstigerer Kleinkredit aufgrund ihres zu niedrigen Einkommens verwehrt sein könnte.

Die Umfrageergebnisse im Detail

Im Durchschnitt nutzen rund 20 % der Verbraucher die Überziehungsmöglichkeit auf dem Gehaltskonto. Doch dieser Durchschnittwert lässt sich nicht auf alle Einkommensgruppen umlegen: Verbraucher, die monatlich über weniger als 2.000 Euro verfügen, nutzen die Überziehungsmöglichkeit weit weniger als die, die mehr ausgeben können. Am größten ist der Bedarf einer ungeplanten Kontoüberziehung bei den Verbrauchern, denen monatlich mehr als 4.000 Euro zur Verfügung stehen.

Auf die Frage, ob auf die Ausgaben streng geachtet wird oder bei ungeplanten Ausgaben der Dispo genutzt wird, antworteten in der Gruppe derjenigen, die monatlich nur über bis zu 1.000 Euro verfügen, nur 11 % mit Ja. Bei einem Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 2.000 Euro steigt der Bereitschaft zur Kontoüberziehung auf 19 % und bei einem Einkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro auf 22 %.

Mit noch höherem Einkommen steigt die Wahrscheinlichkeit der Dispoinanspruchnahme weiter an: 24 % der Verbraucher, die über 3.000 und 4.000 Euro pro Monat verfügen und 25 % derjenigen, denen ein noch höheres Budget zur Verfügung steht, nutzen die bequeme, aber oft teure Kontoüberziehung.

Die Situation für Geringverdiener

Nicht gefragt wurde danach, über welche Zeiträume die Girokonten jeweils im Soll geführt werden. Für kurzfristige Überziehungen, die zeitnah aus dem laufenden Einkommen zurückgeführt werden können, bietet sich der Dispo ja durchaus an. Doch gerade die Verbraucher, die mit einem sehr kleinen Gehalt haushalten müssen, tun sich oft schwer mit dem kurzfristigen Kontoausgleich. Für sie kann der Dispositionskredit zu einem lästigen Kostenfaktor werden, dem nur durch die Umschuldung in einen günstigeren Ratenkredit begegnet werden kann.

Doch wenn eine solche Maßnahme nicht zum ersten Schritt in eine Überschuldung werden soll, wird es dann notwendig, den Überziehungsrahmen auf dem Gehaltskonto auf ein Minimum zum Auffangen von valutarischen Überschneidungen reduzieren zu lassen.

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