Kleinkredite und „Brot für die Welt“

Wer bei der Assoziation von Adventszeit und Kleinkredit nur daran denkt, dass zur Erfüllung aller Weihnachtswünsche auch ein Kleinkredit in Anspruch genommen werden könnte, denkt ohne Frage zu eng: Seit nunmehr 50 Jahren werden in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit die im trotz Wirtschafts- und Finanzkrise reichen Deutschland lebenden Menschen, insbesondere die Mitglieder der evangelischen Kirche, durch die Spendenaktion „Brot für die Welt“ daran erinnert, dass es noch größere Probleme gibt als die Suche nach dem bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma günstigsten Kleinkredit.

Eckdaten zu „Brot für die Welt“
Die Aktion wurde im Jahr 1959 in dem damals geteilten Deutschland von beiden evangelischen Kirchen gemeinsam ins Leben gerufen mit dem Ziel, dazu beizutragen, auch den Mitmenschen auf der südlichen Halbkugel zu einem Existenzminimum zu verhelfen. Das Wort „Brot“ steht somit nicht nur für Nahrung, sondern auch für die Chance auf Ausbildung und Lohnerwerb. Unter anderem werden die Spendenmittel den Ärmsten der Armen als unbürokratische Kleinkredite zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe sie sich eine eigene Existenz aufbauen können.

Die Projekte von „Brot für die Welt“ haben heute unterschiedlichste Ausrichtungen. Mit Hilfe der alljährlich im Advent eingesammelten Beträge wird zum Beispiel Menschen in Bangladesh beim Aufbau einer eigenen Existenz geholfen, werden HIV-Infizierte in Costa Rica versorgt, Projekte zur Förderung der Demokratie in Indonesien unterstützt und vieles mehr. Das Spendenvolumen im Jahr 2009 betrug 54,7 Millionen Euro und floss zu 77 Prozent direkt in 1039 Projekte in 77 Ländern.

Bedeutung für Deutschland
Die evangelische Kirche Deutschlands leistet mit „Brot für die Welt“ einen kleinen Beitrag zu besseren Lebensbedingungen in den armen Ländern des Südens. Doch genau so wenig, wie die Hilfe trotz des immer wieder auftauchenden Arguments, dass sie nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, eingestellt wird, ist sie dazu ins Leben gerufen worden, den Menschen in Deutschland die Freude auf das Weihnachtsfest zu trüben.

Es hilft niemandem in der so genannten Dritten Welt, wenn Verbraucher in Deutschland mit Blick auf soziale Ungerechtigkeiten in der Welt zu Konsumverweigerern werden, und wer die Konsummöglichkeiten durch Aufnahme eines Kleinkredites im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten erhöhen möchte, sollte das auch ohne schlechtes Gewissen tun. Vielleicht reicht es ja nach Erfüllung aller Weihnachtswünsche sogar noch für eine kleine Spende an „Brot für die Welt“.

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