Kleinkredit statt Dispo nicht in jedem Fall zu empfehlen

Der gut gemeinte Rat, einen dauerhaft in Anspruch genommenen teuren Dispo einen Kleinkredit umzuschulden, ist nicht in jedem Fall umsetzbar: Zuweilen mangelt es den Betroffenen an der notwendigen Liquidität für die dann zu zahlenden Monatsraten.

Dass der Dispositionskredit trotz der dafür anfallenden Zinsen von durchschnittlich noch immer noch mehr als 10 % der beliebteste Kleinkredit der deutschen Verbraucher ist, hat diverse Gründe. Zum einen kann es kein Ratenkredit mit der Flexibilität des Dispos aufnehmen, der, einmal eingeräumt, jederzeit in Anspruch genommen und jederzeit beliebig zurückgeführt werden kann. Zum anderen gibt es beim Dispo keine feste Rückzahlungsvereinbarung. Damit bietet sich dieser Kredit auch für die Bankkunden an, die ein aktuelles Liquiditätsloch stopfen oder eine Anschaffung vornehmen müssen, deren Monatsbudget aber keine Kreditraten ermöglicht.

Dispo bei wirtschaftlich schwachen Verbrauchern beliebt

Statistisch verteilt sich das von der Bundesbank gemeldete Dispokreditvolumen von rund 40 Mrd. Euro auf etwa 500 Euro pro Kopf, doch die tatsächliche Verteilung sieht anders aus. Wie aktuell von der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) veröffentlicht wurde, hat etwa die Hälfte der bei den Schuldnerberatungsstellen ratsuchenden Verbraucher ihr Girokonto mit mehr als 3.000 Euro beansprucht. 90 % der dort vorstellig werdenden Personen haben den für sporadischen, kurzfristigen Finanzbedarf gedachten Dispo zudem seit mehr als einem Jahr beansprucht oder gar ihr Konto über einen eingeräumten Rahmen hinaus überzogen. Doch gerade bei den überschuldeten Verbrauchern, die durch die hohen Überziehungszinsen besonders belastet werden, ist eine Umschulung in einen Kleinkredit oft nicht mehr realisierbar.

Umschuldung manchmal nicht sinnvoll

Diese Aussage scheint im Widerspruch zu dem bekannten und grundsätzlich korrekten Ratschlag zu stehen, die fast immer teure Überziehung auf dem Girokonto durch einen Ratenkredit zurückzuführen. Und selbstverständlich bleibt richtig, dass sich durch eine solche Maßnahme erhebliches Zinseinsparungspotenzial realisieren lässt. Die Zinsen eines Dispos können mehr als dreimal so hoch sein wie die mancher Produkte aus unserem Kreditvergleich. Doch unabhängig davon, dass die Hausbanken den Dispokunden die Umschuldung in einen Ratenkredit zuweilen nicht nur nicht anbieten, sondern auch auf konkrete Nachfrage verwehren: Manche der Betroffenen können sich eine solche Maßnahme auch gar nicht leisten. Denn für einen Ratenkredit fallen neben dem oft sehr günstigen Zinssatz nun einmal auch Tilgungsbeiträge an. Die Gesamtrate übersteigt deshalb immer die für den Dispo anfallenden Zinsen, die zudem oft gar nicht bezahlt, sondern dem Saldo zugeschlagen werden.

Empfehlung

Wer im Monatsbudget keinen Platz mehr für zusätzliche Belastungen hat, ist mit der Umwandlung seiner Kontoüberziehung in einen Tilgungskredit schlecht beraten. Möglicherweise findet er dennoch einen Anbieter, der ihm diesen Kredit zur Verfügung stellt. Doch wenn die Liquidität die Kreditbedienung nicht zulässt, lassen die dann zu zahlenden Monatsraten den Saldo auf dem Girokonto schnell wieder ansteigen. Damit befindet sich der Kunde in der Schuldenfalle. Verbraucher, die ihr Monatseinkommen voll verplant haben und auch keine Einsparungen zugunsten der Tilgungsrate mehr vornehmen können, sollten sich deshalb besser nach einem günstigeren Dispokreditanbieter oder einem Rahmenkredit umsehen. Grundsätzlich gilt, dass nach einer Umschuldung des Dispokredites die Linie zurückgefahren werden sollte, um erneute Inanspruchnahmen auszuschließen.

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